Die Ballroom-Kultur ist eine queere Subkultur, die in den 1960er Jahren in der afro- und lateinamerikanischen LGBTQ+-Community in New York City entstanden ist. Sie umfasst eine Mischung aus Tanz, Mode, Performance und Gemeinschaft und hat sich im Laufe der Zeit weltweit verbreitet – auch in Deutschland gibt es heute eine aktive Ballroom-Szene. Seit den frühen 2000er Jahren hat sich innerhalb der Szene die Kiki-Szene entwickelt, die sich besonders auf HIV/AIDS-Aufklärung und die Unterstützung jüngerer Generationen fokussiert.
Die Ballroom-Kultur entwickelte sich als Antwort auf mehrschichtige Diskriminierung: Rassismus, Homophobie und Transfeindlichkeit in der gesamten Gesellschaft und der damals stark weiß dominierten queeren Szene.
Besonders Schwarze und Latinx Drag Queens, Transfrauen und queere Personen fanden in den Balls einen Raum zur Selbstbestimmung und Sichtbarkeit – weg von der Ausgrenzung sowohl durch die cis-heteronormative Mehrheit als auch durch weiße LGBTQ+-Räume.
Bekannt wurde die Szene u. a. durch die Dokumentation „Paris Is Burning“ (1990) und die Serie „Pose“ (2018–2021).
Balls sind Events, bei denen Teilnehmende in verschiedenen Kategorien gegeneinander antreten – z. B. in Voguing, Runway, Realness oder Fashion.
Diese Performances sind hochstilisiert, kreativ und oft politisch – sie spielen mit Geschlechternormen, Statussymbolen und Ästhetik.
In der Ballroom-Kultur organisieren sich Menschen in sogenannten Houses – das sind familiäre Strukturen, die Schutz, Gemeinschaft und Mentoring bieten.
Die Mitglieder eines Houses treten bei Balls gegeneinander an. Die Hausstruktur ersetzt oft die biologische Familie, besonders für queere Menschen, die aufgrund ihrer Identität Ausgrenzung erfahren haben.
Houses haben meist eine „Mother“ und/oder einen „Father“, die eine leitende, fürsorgliche Rolle übernehmen.
Ballroom ist nicht nur Performance, sondern auch Selbstermächtigung, Widerstand und Raum für marginalisierte Identitäten.
Die Szene thematisiert Körper, Sexualität, Gender, Klasse und Race auf kreative und empowernde Weise. Durch die Schaffung safer Spaces – etwa für queere BIPoC – setzt sie gezielt Gegenentwürfe zu gesellschaftlicher Ausgrenzung.